Statistische Auswertung und Ergänzungen zu den 52 (33+19) Opfern an Pung Muning

 

Von mir selbst wurden 33 Opfer an Pung Muning beobachtet. Nach meiner Abreise im August 1997 hat mein damaliger Assistent Yaw Williams noch vier Monate lang alle Opfer an Schreinen (bogluta) von Anyenangdu Yeri registriert, darunter auch 19 Opfer an Pung Muning (Angaben in eckigen Klammern). Da auch das Sample von 52 Opfern noch relativ klein ist und zudem noch 4 Opfer des Autors als Außenseiter enthält, kann eine statistische Aufschlüsselung doch einige grobe Anhaltspunkte geben, die durch weitere Daten verifiziert werden müssten.

 

Anlässe, Intentionen und zusätzliche Riten bei Pung Muning Opfern

Zum Teil gab es innerhalb einer Opfergruppe mehrere Intentionen verschiedener Personen mit eigenen Opfertieren. Die große Zahl der nach dem Opfer ausgeübten teng-nyuka-Rituale (‘Erdtrinken’) lässt vermuten, dass neben den genannten Gründen für das Opfer der Verdacht auf Hexerei und anderer tanggbain-feindlichen Machenschaften eine größere Rolle spielt als es in der folgenden Aufstellung offenkundig wird. In fast allen Fällen wurden die Opfer mit einer genauen Angabe der Opfertiere als eine Forderung des tanggbain durch einem Wahrsager ermittelt.

(Mehrfachnennungen waren möglich)

• Bitte um Genesung von einer Krankheit: (n=) 2, [+7]

• Verleihung eines neuen teng-Hornes oder Auffüllung eines alten (auch hier können Krankheit oder andere Probleme die Ursache sein) : 5 [+1] (+ 2 segrika Hörner, s.u.); bei 5 weiteren Opfern wurden auch teng-Hörner von Anwesenden beopfert.

• Heimholen einer Kalebasse voll teng-Erde (zur Hornauffüllung, teng-nyuka u.a. Zwecke): 5

teng-segrika (‘Schutzgeistverleihung’) 2 (mit Hornverleihung)

• Nach dem Unfalltod eines jungen Mannes, der vom tanggbain getötet wurde: 2

• Nach einem Schlangenbiss: 1

• Bitte um Niederschläge nach ausbleibendem Regen: 1

• Abwehr gegen Neid nach einer erfolgreichen Tätigkeit als Traktorfahrer: 1

• Einlösung eines Versprechens (nach Genesung, Heirat, Geburt): 4 [+2]

• Nachholen eines vor Jahren vergessenen Hirsebieropfers (nach früher vollzogenem Tieropfer): 1

Buntuem-duenka: Aufschub und Erneuerung des Versprechens eines Säugetieropfers: 1

• Bitte um Schwangerschaft: 1

• Beginn einer Schwangerschaft (Einlösen eines Versprechens und Bitte um problemfreien Verlauf: [2]

• Vorbereitendes Opfer für ein teng-nyuka Ritual im Gehöft (Verdacht der Hexerei): 1

• Rücknahme eines Eids: 1

• Ankündigung Anamogsis einer weltlichen Gedächtnisfeier für seinen verstorbenen Vater: 1

• Der kpagi (elder) von Badomsa muss den Schrein des ältesten Ahnen Abadoming abgeben: 1

• Huhn- oder Hahnopfer als Teil der Ernteopfer: 1 [+1]

• Hirsebieropfer als Teil der Ernteopfer: [2]

• Opfer des Ethnologen F.K. und seiner Gäste (Einführung, Reiseopfer etc.): 4

• Reiseopfer (chelim kaabka) vor einer Fahrt nach Südghana: [Opfer von 3 Frauen]

• Ehemann erfleht Schutz vor seiner Ashanti Gattin: [1]

• Opfer mit zusätzlicher Körperbemalung: 9 [+1]

Bei 16 Opfern tranken die Donor-Gruppe und nach Wunsch auch andere Teilnehmer rote Erde von

Pung Muning, wahrscheinlich auch ohne dass ein konkreter Verdacht von Hexerei vorlag.

 

Zeitpunkt und Dauer

Opfer an Pung Muning sollten eigentlich vormittags stattfinden, zumindest nicht in der Mittagszeit, da sich dann das tanggbain - so sagte man mir scherzhaft - bei seiner Frau Abuluk, dem tanggbain von Wiaga-Bachinsa, aufhält. Die Anfangszeiten der Opfer zeigen jedoch, dass fast zu jeder Tageszeit ein tanggbain-Opfer begann, wenn auch der Schwerpunkt in der Morgenzeit lag. Das früheste Opfer begann um 7 Uhr, das späteste um 18 Uhr. Die Dauer der rituellen Handlungen an der Pung Muning Opferstelle betrug zwischen 3 Minuten (Hirsewasser ohne Reden) und 135 Minuten (Huhnopfer aller elders von Badomsa und Kubelinsa mit der Bitte um Regen), der Gesamtschnitt lag bei 57 Minuten.

 

Die Opfergabe

Diese bestand in 27 von 33 Fällen [+11], darunter ein Perlhuhn] aus einem oder mehreren Hühnern (Hähnen) mit vorhergehendem Hirsewasser, aber ohne Einschluss von Säugetieren. Letzere bildeten in 7 Fällen die Opfergabe, und zwar wurden 3 Ziegen [+1], 3 Schafe [+1], und 1 Stier in Verbindung mit Hühnern und Hirsewasser dem tanggbain dargebracht. Reine Hirsewasseropfer, wie sie bei 2 [+5] Gelegenheiten vollzogen wurden, kündigen gewöhnlich nur ein größeres Opfer an. Opfer von Hirsebrei mit Sauce und Hühnerfleisch nach einem vorangegangenen Huhnopfer erlebte ich nur zweimal (Ernteopfer und segrika).

 

Zusätzliche Riten

Bei 14 der 33 Opfer wurden auch Erdhörner beopfert (in 6 Fällen: nur eine Beopferung, in 5 Fällen: mit vorausgehender Neuauffüllung eines bereits gebrauchten Horns, in 3 Fällen: Verleihung neuer Hörner).

 

Fortsetzung: Arten der tanggbain-Opfer...